Aussergewöhnliche Situationen

Aussergewöhnliche Situationen

ÄNDERUNGEN DES INSULINBEDARFS
Der Insulinbedarf kann sich bei veränderten Lebensbedingungen und in außergewöhnlichen Situationen verändern. Es ist dann zweckmäßig und erforderlich, von den gewohnten Regeln der Bolusberechnung abzuweichen und geeignete Korrekturen vorzunehmen. So ist es zum Beispiel zweckmäßig, vor längerer körperlicher Tätigkeit (wie Wanderung, Fahrradtour, sonstige sportliche Aktivität, aber auch Gartenarbeit, Einkaufsbummel, intensive Hausarbeit usw.) die gewohnte Insulinmenge zu verringern, um eine mögliche Unterzuckerung zu vermeiden.
Alternativ können statt dessen auch geeignete Nahrungsmittel gegessen bzw. getrunken werden. Bei anderen Gegebenheiten kann eine Anhebung des Glucose-Zielbereiches zweckmäßig sein, zum Beispiel vor einer längeren Autofahrt als Fahrzeuglenker. Auch dann sollte man etwas weniger als gewohnt spritzen.
Andererseits kann der Insulinbedarf situationsbedingt auch erhöht sein, so dass man bewusst etwas mehr spritzen sollte. Beispielsweise bei fieberhaften Infekten, akuten Entzündungen, erheblichem psychischen Stress, bei Wegfall von gewohnter körperlicher Aktivität, sowie bei einer vorübergehenden Veränderung der Medikation
(speziell bei Cortisontherapie).
Zur Verstoffwechselung von fett- und/oder eiweißreichen Speisen wird ebenfalls eine etwas höhere Insulinmenge benötigt. Zu bedenken ist auch eine mögliche Überlappung der Insulingaben. Wird innerhalb der Wirkdauer eines schnell wirkenden Insulins, also in weniger als 4 Stunden, erneut gegessen oder getrunken sowie eine Insulininjektion verabreicht, so muss die Restwirkung der vorhergehenden Insulingabe beachtet werden. Bei kontinuierlichen Glucosemesssystemen (CGMS bzw. FreeStyle Libre) wird
zusätzlich der Trendverlauf angezeigt. Es ist empfehlenswert, bei deutlich abfallendem Trend tendenziell weniger und bei deutlich steigendem Trend tendenziell mehr Insulin abzugeben.
Die hier erwähnten Themen sind üblicherweise Inhalt einer umfassenden Diabetesschulung und können diese nicht ersetzen. Aber sie sollen an dieser Stelle verdeutlichen, dass neben den allgemeinen Regeln zur Berechnung der zweckmäßigen Insulinmenge in Sonderfällen weitere Feinkorrekturen angezeigt sein können. Gegebenenfalls sollten Sie Rücksprache mit Ihrem Diabetesteam nehmen.